Informationsblatt für Patienten

Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse

 

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Autoimmunerkrankungen sind Erkrankungen des Abwehrsystems. Normalerweise bildet das Abwehrsystem Abwehrkörper (Antikörper), welche sich gegen dem Körper fremde Substanzen richten z.B. gegen Viren, Bakterien. Bildet der Körper diese Abwehrkörper gegen körpereigene Bestandteile aus, spricht man von einer ‹autoimmunen› (gegen sich selbst) gerichteten Reaktion. Warum dies passiert, ist nicht ganz klar. Als Auslöser werden manchmal besondere Belastungssituationen oder einschneidende Ereignisse diskutiert. Es ist wichtig, die Familiengeschichte bezüglich autoimmunen Erkrankungen zu erfragen, da solche Krankheiten manchmal gehäuft in Familien auftreten können.

Welche Autoimmunerkrankungen gibt es bei der Schilddrüse?

Es gibt verschiedene Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, welche durch Antikörper verursacht werden.

  • Morbus Basedow (Grave‘s disease): hier werden Antikörper ausgebildet, welche an der Schilddrüse andocken, diese stimulieren und so zu einer Schilddrüsen-Überfunktion führen. In seltenen Fällen können diese Antikörper die Schilddrüse auch hemmen. Bei ca. 20-25% der Patienten können diese Antikörper Bindegewebszellen im Auge dazu anregen, bestimmte Substanzen (Glykosaminoglykane) zu produzieren, welche sich in den Weichteilen der Augen ansammeln und zu einer Entzündungsreaktion führen. Dies bewirkt ein Anschwellen der um das Auge liegenden Weichteile und der Augen-Muskeln, was zu einem Hervortreten des Auges, Trockenheit mit Fremdkörpergefühl, Doppelbildern und Sehstörungen führen kann.
  • Hashimoto Thyreopathie: Bei dieser Erkrankung stören die Antikörper die Hormonbildung. Zu Beginn der Erkrankung kann es zu einer leichten Überfunktion kommen, im Verlauf resultiert jedoch eine Inaktivierung der Schilddrüse mit Unterfunktion.

Wie werden diese Erkrankungen behandelt?

Basedow:
  • in der Regel wird zunächst eine medikamentöse Therapie mit Thyreostatika empfohlen. Sie muss zw. 12 und 18 Monaten durchgeführt werden, bevor ein Auslassversuch erfolgen kann. Es besteht ein Rückfallrisiko von 30-50%. Das Rückfallrisiko kann durch einen Nikotinstop vermindert werden.
  • Im Falle eines Rückfalles oder einer Medikamentenunverträglichkeit werden definitive Therapien wie die Bestrahlung durch radioaktives Jod (Radio-Jod-Therapie) oder die operative Entfernung empfohlen. Nach erfolgter definitiver Therapie muss das Schilddrüsenhormon in Form einer Tablette das Leben lang eingenommen werden.

 

Hashimoto:
  • Die Phase der Überfunktion muss meist nicht oder nur symptomatisch behandelt werden
  • Tritt eine Unterfunktion auf, erfolgt ein Ersatz von Schilddrüsenhormonen über Tabletten. Diese müssen nüchtern, d.h. mindestens 30min vor einer Mahlzeit mit einem Schluck Wasser eingenommen werden. Die zeitgleiche Einnahme von Magensäure-Hemmern, Spurenelementen oder Vitaminpräparaten sollte vermieden werden, da die Resorbierbarkeit des Schilddrüsenhormons dadurch herabgesetzt werden kann.